Sind Öle tatsächlich Cremes überlegen? Eigenen Sie sich auf bei fettiger Haut? Wie entfalten sie ihre volle Wirkung? Unser Hautexperte schafft Klarheit zum aktuellen Beauty-Must-Have
Beauty-Öle versprechen Haut und Haare besonders gut zu pflegen und Balsam für die Seele zu sein. Was unterscheidet Öle von anderen Pflegeprodukten und wie entfalten sie ihr volles Potential, fragten wir den Dermatologen Prof. Dr. med. Uwe Trefzer vom DERMATOLOGIKUM BERLIN.
Inwieweit wirken Beauty-Öle anders als „normale“ Pflegeprodukte wie Bodylotions, Gesichtscremes und Haarkuren?
Gut für den eigenen Hauttyp ausgewählte Pflegeöle ziehen langsam in die Haut ein und vermitteln so ein sehr lange andauerndes Gefühl einer gut gepflegten, weichen Haut. Wenn dann noch ein gut riechendes ätherisches Öl beigemischt ist, ist der Wohlfühlfaktor perfekt. Öle müssen unter dem Strich nicht besser sein als eine gute Creme. Ich erkläre mir den Erfolg der Öle so, dass der Verbraucher nicht 50 größtenteils unbekannte Inhaltsstoffe wie bei einer Creme aufträgt, sondern 4-6 Stoffe (in der Regel verschiedene Öl, sehr wenige Emulgatoren oder Konservierungsstoffe), mit denen er was anfangen kann. Die Verwenderin hat somit eine bessere Kontrolle, was sie auf seine Haut aufträgt.
Eignen sich Öle auch bei sensibler oder fettiger Haut?
Für jeden Hauttyp gibt es Öle, die ideal zum jeweiligen Typ passen. Man sollte unterscheiden zwischen Produkten, die nur ein Öl enthalten und Produkten, die eine Mischung aus Ölen enthalten. Für trockene Haut sind Öle wie Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl, Arganöl, Traubenkernöl oder Sojaöl besonders geeignet, da diese Öle einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren über 50% haben und langsam einziehen.
Für eine Misch- oder fettigere Haut sind Öle mit einem 20% bis 50% Anteil an ungesättigten Fettsäuren ideal. Hierzu zählen Erdnussöl, Olivenöl, Mandelöl, Avocadoöl oder Macadamianussöl.
Worauf sollte man bei Haar-Ölen achten?
Bei trockenem Haar sind einige Tropfen Öl auf das noch nasse Haar sehr wertvoll, da das Haar danach schön glänzt. Sollte das Haar aber natürlicherweise stark zum Fettig werden neigen und kann das mit geeigneten Mitteln nicht in den Griff bekommen werden, so sollte auch kein Öl auf das Haar aufgetragen werden. Das Öl wird ja nicht in das Haar aufgenommen und verstärkt so nur den Eindruck von fettigem Haar.
Arganöl ist Bestandteil der meisten pflegenden Öle. Welche besonderen Eigenschaften hat das Öl für Haut und Haar?
Dieses Öl hat über 50% ungesättigte Fettsäuren und zieht besonders schnell in die Haut ein. Es eignet sich somit sehr gut auch für fettige Haut. Durch entzündungshemmende Eigenschaften ist es auch für sehr beanspruchte Haut, für entzündete Haut und für die allergiebelastete Haut geeignet. Einige Tropfen dieses Öls ins nasse Haar und die Kopfhaut einmassiert verleiht dem Haar einen schönen Glanz. Um die Nägel und auf die Nägel aufgetragen, beruhigt es die Haut und verleiht den Nägeln Glanz.
Worauf sollte man bei regelmäßiger Anwendung von Ölen achten? Kann Öl die Haut auch „austrocknen“?
Man sollte Körperöle mehr als 2x täglich anwenden. Am besten wirken Öle auf noch leicht feuchter Haut nach dem Duschen. Wenn man das richtige Öl für seinen Hauttyp auswählt, wird eine dauerhafte Anwendung von Ölen nicht zum Austrocknen führen. Hat man aber z.B. eine trockene Haut und wendet schnell einziehende Öle wie Hanföl, Nachtkerzenöl oder Sojaöl an, so kann die Haut auf Dauer noch trockener werden.
Manche Produkte versprechen, dass die Anwendung von „warmen“ ätherischen Ölen auf der Kopfhaut die Haarwurzel kräftigt. Funktioniert das wirklich?
Wenn man die Kopfhaut, wie auch immer, erwärmt, kommt es zur verbesserten Durchblutung aller Strukturen der Haut, also auch der Haarwurzeln. Dass dies zu einer Kräftigung der Haarwurzeln und damit zu einer Verbesserung des Haarwachstums führen, ist nicht mehr als eine schöne Vorstellung und somit falsch.
Viele Frauen sprechen von der positiven Wirkung von Ölen auf die Seele? Was steckt dahinter?
Faszinierend bei Pflegeölen ist, dass die Haut sich deutlich länger weich und samtig anfühlt als bei vielen Cremes. Zusammen mit den gut riechenden Zusatzstoffen wie z.B. Lavendel, Sandelholz, Rose oder Limette haben viele Menschen eine deutlich positivere Wahrnehmung ihres Körpers und sind sich Ihrer Ausstrahlung auf die Umgebung bewusst. Sie strahlen quasi eine gesunde, gut riechende Haut aus und das kann Balsam für die Seele sein.