Hormone, Stress, Büroluft, falsche Ernährung: Die Gründe für eine postpubertär unreine Haut sind mannigfaltig. Nun könnte man den gesamten Lebensstil umkrempeln, auf’s Land ziehen, Schafe hüten und grüne Smoothies trinken – dann würden sich Hautprobleme möglicherweise von allein lösen. Oder aber, man setzt seinen Glauben in die Kosmetikindustrie, die mit immer neuen Mittelchen die endgültige Verabschiedung von Mitessern & Co. verspricht. Ganz so naiv werbungsläubig bin ich nach etlichen Jahren voller Enttäuschungen allerdings nicht mehr, mit “von 98 Prozent der Frauen bestätigte” braucht mir keiner mehr kommen: Dass selbst teure Seren beim Poren-Verfeinern gern mal versagen, macht diverse Duty Free-Shoppingattacken am Flughafen im Nachhinein noch ein wenig schmerzhafter.
Was mache ich nun aber mit meiner Haut? Pickel abdecken ist out, in Zeiten der Nude-Look-Diktatur darf man ja höchstens noch hauchzarte Foundations benutzen. Sauna-Gänge schlagen mir auf den Kreislauf und gegen Antibiotika wehre ich mich aus Vernunft-Gründen (was, wenn ich wirklich mal krank bin? Dann wirken die doch nicht mehr!). Zeit, sich in professionelle Hände zu begeben. Mein Ziel: das Dermatologikum Berlin an der Friedrichstraße. Dort kümmert sich ein Team aus renommierten Hautärzten um alles, was mit der Hautgesundheit zu tun hat, daneben sind Allergologie und ästhetische Chirurgie Fachgebiete. Mir soll Professor Uwe Trefzer weiterhelfen, der zunächst einmal erklärt: “Bei reiner Haut geht es um Ästhetik – dass man keine Pickel hat, heißt nicht, dass die Haut im dermatologischen Sinne gesund ist”. Dann bespricht er aber doch die Wege zum reinen Hautglück mit mir – Hausmitteltipps inklusive.
1. Peelen: Das sagt Professor Trefzer “Eigentlich bringen herkömmliche Peelings aus der Drogerie nichts. Die können Sie ruhig vier bis fünf Mal in der Woche anwenden – damit rubbeln sie aber nur die obersten Hautschüppchen ab, in der Hautstruktur tut sich nichts. Sie müssen sich die Hautschichten wie kleine Soldatenreihen vorstellen: Es rücken immer neue tote Hautzellen an die Oberfläche vor, weil unsere Haut den ganzen Tag vor sich hinschuppt. Eine Zellerneuerung findet also nur statt, wenn sie tiefer in die Haut vordringen – und das geht nur mit Säurepeelings und Microdermabrasion. So stark können Sie gar nicht rubbeln, dass sich per Hand-Peeling an der Haut etwas tut.”
2. Poren öffnen: Das sagt Professor Trefzer: “Vermehrte Talgproduktion findet im Gesicht, am Rücken und am Dekollté statt. Da gibt es unheimlich viele Talgdrüsen, deshalb neigt man in diesen Zonen zu Pickelchen. Normale Seife regt die Talgproduktion noch an, daher sollte man lieber zu seifenfreien, PH-neutralen Produkten greifen. Ein gutes Hausmittelchen, um die Poren zu öffnen, ist übrigens ein Dampfbad mit zwei Beuteln Kamillentee. Und immer auf viel Feuchtigkeit achten – wichtig ist die richtige Kombo.”
3. Maske: Das sagt Professor Trefzer: “Am wichtigsten für eine schöne Haut ist die tägliche Reinigung, morgens und abends. Diese ‘No Poo’-Bewegung, also sich nur noch mit Wasser zu waschen, ist totaler Quatsch! Auf der Haut lagern sich täglich Gifte ab, die einfach nicht wasserlöslich sind. Die kriegt man nur mit waschaktiven Substanzen weg. Daher bitte die Haut morgens und Abends mit einem Waschgel reinigen – auch Masken können helfen. Weiße Tonerde wäre hier mein Hausmittel der Wahl.”
4. Feuchtigkeit: Das sagt Professor Trefzer: “Geben Sie keinen Cent für Seren aus! Das sind Erfindungen der Beautyindustrie, die gar nichts bewirken. Ich kann mich nur wiederholen: Für reine Haut müssen Sie auf der einen Seite die Poren sauber kriegen, auf der anderen Seite heißt die Devise Feuchtigkeit. Dafür brauchen Sie aber keine teuren Mittelchen: Apfelessig 1:3 verdünnt ergibt ein tolles Gesichtswasser, hochkonzentrierte Aloe Vera Gels mit Vitaminen und Mineralstoffen durchfeuchten die Haut für einen schönen Teint.”
5. Kosmetik: Das sagt Professor Trefzer: “Auch ein mittelstarkes Fruchtsäurepeeling bringt nur kurzfristige Erfolge – sechs bis acht Mal im zweiwöchigen Turnus müssen Sie schon veranschlagen. Sonst lässt die Wirkung nach, ähnlich wie bei Botox. Da sind Sie im Jahr schnell bei 2000 Euro. Eine Alternative sind regelmäßige Ausreinigungstermine bei der Kosmetikerin.